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Autokauf in Kanada (Vancouver)

Updated: May 5, 2022

Für meinen längeren Roadtrip durch Kanada / USA brauche ich ein Auto. Hier erkläre ich, wie der Autokauf in Kanada genau funktioniert und was man alles beachten muss. Alles basiert auf meinen Erfahrungen von meinem Autokauf in Kanada, genauer gesagt in British Columbia in Vancouver. Die ein oder anderen Tipps sind aber sicher auch für andere Provinzen hilfreich.



Warum nicht Öffentliche Verkehrsmittel oder Mietauto?

Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier in Kanada und den USA in der Stadt sehr gut. Will man aber irgendwo ausserhalb der Stadt hinkommen, wie in einen Park oder eine sonstige Sehenswürdigkeit, so ist das nahezu unmöglich. Bus- und Zugverbindungen gibt es nur von Stadt zu Stadt und das ohne Zwischenhalt. Es gibt Unternehmen wie Greyhound die einige Verbindungen anbieten, aber wenn man dann in einer Ortschaft ankommt, sind meist die Attraktionen nicht gleich alle am gleichen Fleck. In Amerika ist in der Regel alles für ein Auto ausgelegt. Und wieso kein Mietauto, ganz einfach zu teuer für mehrere Monate.


Ab 3 Monaten lohnt sich ein Autokauf meiner Meinung nach definitiv.



Autokauf in Kanada

Gleich zu beginn, den Kopf nicht zu sehr darüber zerschlagen! Es ist einfacher und geht schneller als man denkt. Das Gebrauchtwagenangebot in Vancouver ist riesig und so kann der ganze Autokauf in unter zwei Tagen hinter sich gebracht werden.


Wer hier jetzt eine Anleitung sucht, was man bei der Autobesichtigung beachten muss, ist hier falsch, denn ich habe selbst keine Ahnung davon.


Autobesichtigung

Schon vor meiner Reise habe ich mich über die Website Craigslist (über diese Seite läuft in Kanada ziemlich alles, von Jobsuche bis zum Hauskauf) schlau gemacht. Ich hatte besonders CamperVans und MiniVans im Auge und konnte mir etwa ein Gefühl für Preis/Leistung erarbeiten. Wichtig war mir auch, dass es eine amerikanische Automarke ist. Klar, ein schöner VW-Bus wäre ein Traum, aber wenn dann mal Reparaturen fällig sind, dann kann man unter Umständen lange auf Ersatzteile warten. Bei amerikanischen Autos ist die Chance sehr hoch, dass jede Garage die passenden Ersatzteile zur Hand hat.


Da die CamperVans hier leider auch beliebt sind, bekommt man kaum noch günstige in einem guten Zustand (10‘000 CAD+). Klar, wenn man Erfahrung am Autoschrauben hätte, dann wäre sicherlich ein Schnäppchen darunter gewesen. Da ich keine Erfahrung habe, ging ich auf sicher und entschied mich für eine Nummer kleiner, einen MiniVan (bis 8000 CAD). So schaute ich nach Modellen wie ein Doge Grand Caravan, Chrysler Town & Country, Toyota Sienna oder Toyota Previa.


Man kann natürlich auch direkt über die Webseite den (Privat-)Verkäufer kontaktieren und einen Besichtigungstermin vereinbaren. Dabei immer persönlich anrufen, Emails werden angeblich kaum beantwortet. Ich habe mich entschieden in Vancouver in das Stadtviertel Surrey zu gehen. In Surrey reiht sich Gebrauchtwagenhändler an Gebrauchtwagenhändler, das Angebot ist riesig. Stimmt der Preis, Ausstattung oder einfach das Bauchgefühl nicht, so geht man zum Händler gleich nebenan und so weiter und weiter.


Hat man ein Auto gefunden, das einem gefällt und im Preis drin liegt, dann zuerst Probefahrt machen bevor man weiter entscheidet. Bei mir war es meistens ein Dodge Grand Caravan der in Frage für einen Kauf kam. Wichtiges Detail war für mich auch, dass der Van ein Stow’n’Go System hat. So kann man die Rücksitze in den Boden runterklappen und man hat eine gerade Fläche um zu schlafen. Ansonsten natürlich rund und unter das Auto schauen und auch die Motorhaube mal öffnen. Die Reifen sollte man auch gut anschauen, man will ja noch einige tausend Kilometer damit machen. Auch wichtig für mich war, ob es ein Ersatzreifen gibt.


Ich habe mich schlussendlich für einen Dodge Grand Caravan mit einem Verkaufspreis von 8900 CAD (vor dem Handeln) entschieden. Er hatte bereits 197‘000 km, jedoch macht dieses Auto weit über 300k. Alles sah sonst gut aus, keine Ölspuren, Reifen gut und die hintersten Sitze war Stow’n’Go, die Mittleren musste ich dann selbst ausbauen und entsorgen. Einziger Punkt den ich blöd fand, ein relativ grosser Hick genau im Blickfeld in der Windschutzscheibe.

Dodge Grand Caravan


Pre-Purchase Check

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Für ca. 100 CAD kann man in einer geprüften Werkstatt das Auto zu einer Kontrolle (Pre-Purchase Check) bringen. Die nehmen dann eine Checkliste zur Hand und schauen sich alles im Detail an. Schlussendlich hat man einen Zettel wo alles vermerkt ist, was zu machen ist, wie gut die Bremsen noch sind, etc. Wo man geprüfte Werkstätte findet, sollte auf Google aufzufinden sein. Dieser Check kostet nun mal jedes Mal etwas, kann einem später aber viel Geld ersparen.


Bei mir war der Pre-Purchase Check schon vom Händler beigelegt und so konnte ich mir dies sparen. Mein Check hat gezeigt, dass die Reifen zu 50% hinuntergefahren sind, die Vorderbremsen neu und die Hinterbremsen 70%. Ansonsten war alles Tiptop.


Vehicle Claims History Report

Der Vehicle Claims History Report kann man ebenfalls über das Internet anfordern. Über jedes Auto ist Buch geführt worden, welche Reparaturen gemacht wurden, allfällige Inspektionen, Unfall oder ob noch Hypotheken auf dem Auto lasten. Die kostet nochmals ca. 80 CAD und kann über ICBC angefordert werden.


Auch der Vehicle Claims History Report war bei mir schon beigelegt. Nebst Ölwechsel und Filterwechsel war bei mir nichts Weiteres aufgelistet.


Zahlung

Bei diesem Punkt hat es bei mir etwas Probleme gegeben. Zahlungen wie wir es kennen in der Schweiz, gibt es hier nicht. Hier wird Geld auf eine E-Mail-Adresse überwiesen. Das geht nur von einem Kanadischen Bankkonto aus.


Zuerst aber vor dem endgültigen Kauf, nach DOC Fee fragen. Das ist eine Bearbeitungsgebühr, die von Händler zu Händler variiert. Diese kann nochmals bis zu 600 CAD hoch sein. Vielmals sagen sie aber, dass die Gebühr im Ausstellungspreis schon dabei ist.


Dann gibt es noch die Steuern von 12%, welche nicht inklusiv sind. Der Verkaufspreis wird immer ohne Steuern angegeben, also muss man diese noch zum Verkaufspreis dazu zählen.


Natürlich muss man mit dem Händler noch etwas handeln mit allen Mängeln, die man am Auto gesehen hat, probieren den Preis noch hinunter zu holen. Darin bin ich kein Meister, aber ich konnte den Preis doch um einen Tausender hinunterhandeln.


Dann kommt das Bezahlen, wo man die Wahl hat, in Cash, mit Kreditkarte oder Überweisung. Ich habe mit Kreditkarte bezahlt und die Gebühren meiner Bank in Kauf genommen. Dafür musste ich aber die Limite erhöhen der Kreditkarte, und natürlich war zuhause gerade Freitagabend und man kann die Limite nur an Werktagen erhöhen. Also musste ich vier Tage warten bis endgültig die Limite erhöht war. Hätte ich mit Bargeld bezahlt, dann hätte ich genauso die Kosten bei der Abhebung. Ich hätte mir hier in Kanada ein Konto eröffnen müssen, dafür zuerst noch eine SIN (Social Insurance Number) beantragen müssen und dann noch eine Auslandsüberweisung machen müssen. Schlussendlich wäre ich sicherlich 1% günstiger gekommen über diesen Weg, aber das war mir dann doch zu aufwendig um nur ca. 100 CAD zu sparen. Wenn man aber vor hat in Kanada zu arbeiten (Work and Travel), so muss man sowieso eine SIN und ein Bankkonto eröffnen. Dann kann man die Zahlung auch über das kanadische Konto machen.


Nico und ich wollten uns eine SIN machen lassen, dafür mussten wir ca. 4h anstehen und schlussendlich gings nicht einmal, weil kurz vor uns ihr System abgestürzt ist. Wir sind einige Male an dem Büro vorbeigekommen und jedes Mal war eine solch lange Schlange, also am besten einen ganzen Tag dafür einplanen.


Versicherung

Ist der Kauf abgeschlossen, so kommt jemand von der ICBC (einzige Versicherungsgesellschaft von British Columbia) vorbei. Man muss wählen, wie lange man die Versicherung haben möchte, 3, 6 oder 12 Monate. Je länger, desto günstiger wird es auf den Monat gesehen. Wenn man keine feste Adresse hat, so kann man einfach eine von einem Hostel oder Motel angeben und sagen, dass man sich dort immer aufhält. Eine Adresse ausserhalb von Vancouver ist günstiger. So habe ich eine Adresse in Kelowna herausgesucht und diese angegeben. Auch muss man sagen, dass man sich meist nur in British Columbia aufhält um wiederum den Preis etwas zu senken. Angeblich, wenn man den Schweizer Führerausweis in einen Kanadischen Führerausweis umtauscht, so wird es auch noch günstiger. Ich habe für volle Abdeckung und für 6 Monate dann doch stolze 1500 CAD bezahlt.


Dann ist es soweit, der Auto Brooker von ICBC hat schon die Nummernschilder dabei und sie müssen nur noch montiert werden. Dann heisst es nur noch „Let’s hit the Road!“. In der Hoffnung, dass man einen guten Kauf gemacht hat, ist man nun frei und kann überall hin wo man nur will. Nach den ersten tausend Kilometer ist man dann auch schon vertrauter in das Auto und das Gefühl wird besser. Immer das Motto „Wird schon schief gehen“ im Kopf behalten. Jetzt, nachdem ich schon eine Wüste ohne jeglichen Empfang oder sonst was durchfahren habe, kann ich sagen, ich vertraue meinem Auto.

Mitten in der Black Rock Desert


Dies sind alles meine Erfahrungen, es kann sein das es Abweichungen gibt oder sogar falsch beschrieben wurden.


Fragen? Dann melde dich über das Kontaktformular oder schreib mir einfach persönlich.

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