AFF-Skydive Kurs
- Luca Weilenmann
- Aug 3, 2020
- 3 min read
Updated: Aug 22, 2021
Mich einmal im Freifall zu befinden, ein kleiner Punkt auf meiner Bucketlist. Warum einen einzelnen Tandemsprung machen, wenn man sich direkt zum Fallschirmspringer ausbilden lassen kann? Hier meine Erfahrung der AFF-Grundausbildung, wo bereits der erste Sprung viel Selbstständigkeit verlangt.
Meine Lehre abgeschlossen, währenddem Geld gespart und genügend Freizeit bevor das Militär startet, warum nicht diesen Zeitpunkt nutzen und mir dieses Erlebnis gönnen.

Accelerated Freefall. Das bedeutet AFF und steht für eine Ausbildungsmethode, die einen schneller und intensiver mit dem freien Fall vertraut macht. Der Kurs stellt zwar höhere Anforderungen an einen, aber er bietet die Möglichkeit, in kürzerer Zeit (d.h. auch mit weniger Sprüngen) grosse Fortschritte zu machen.
Der AFF-Kurs ist ein Einzeltraining mit persönlichem Instruktor. Schon beim ersten Sprung führt man während 50 Sekunden Freifall ein kleines Programm durch und öffnet den Schirm selbst. Ein Instruktor und ein zweiter AFF-Lehrer begleiten einen bei den ersten drei Sprüngen. Vom vierten bis siebten Sprung wird man nur noch durch einen Sprunglehrer geschult, der einen auf jeden Absprung intensiv vorbereitet. Notsituationen zu beherrschen ist ausserdem ein wichtiger Teil des Kurses und wird immer wieder geübt.
Mein erster Sprung
Nach einem ganzen Tag Theorie, wo der Freifallablauf, Notsituationen und Fallschirmlandung angeschaut wurden, ging es mit einem kurzen Briefing und Ausrüstungs-Check zum Flugzeug. Ich wusste nicht was mich erwartet, wie ich mich während dem Freifall verhalten werde und ob ich nicht erstarren werde, wenn ich in 3800m über dem Flugplatz in die Flugzeugtüre stehe. Dementsprechend war ich nervös aber auch sehr aufgeregt und gespannt.
Das Flugzeug, ein Pilatus Porter PC6 in einem schönen Blau, stoppte vor uns und wir konnten einsteigen. Im Flug ging ich, begleitend mit meiner Nervosität, nochmals den genauen Ablauf durch und wiederholte die Notfallsituationen. Mein Höhenmesser zeigte 3800m an, die Tür öffnete sich und die bereits brevetierten Springer liessen sich nacheinander in den Freifall fallen. Ich war zusammen mit den Instruktoren der Letzte. Wir gingen an der Tür in Position und ich musste das Signal für das Rausspringen geben. Und dann passierte es, wir sprangen zusammen hinaus in Richtung der Erde. Die ersten paar Sekunden spürte ich den Adrenalinüberschub, was das Denken unmöglich machte. Danach realisierte ich erst, wo ich bin und was gerade passierte. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Mit den zwei Instruktoren auf der Seite, welche mir ein sicheres Gefühl gaben, machte ich die zuvor besprochenen Übungen. Trotz 180km/h Gegenwind, welcher ein lautes Rauschen erzeugt, kam es mir vor als wäre ich in einem endlos grossen und stillen Raum. Ich fühlte mich grenzenlos und frei.
Nach 45 Sekunden musste ich auf 1700m (Öffnungshöhe für Anfänger) den Schirm ziehen. Innert vier Sekunden wurde ich mit dem Fallschirm vom Freifall ausgebremst. Nun konnte ich die Aussicht auf die Bergen und auf das Mittelland im vollen Zuge geniessen. Und diesmal wirklich mit einer Totenstille. Ich drehte einige 360° Drehungen und ging die Landung wie besprochen in Abhängigkeit des Windes an.
Nach dem ersten Sprung wieder festen Boden unter den Füssen zu haben und zu Wissen was in den letzten Minuten passierte, ist unbeschreiblich. Eins ist es sicher, empfehlenswert!

Schliesslich folgte am gleichen Tag noch der zweite Sprung, wo ich wiederum meine vorgegebenen Übungen absolvieren musste. Innerhalb von einer Woche hatte ich schlussendlich die 7 Level-Sprünge bestanden, wo ich bereits völlig allein gesprungen bin (Instruktor ist mitgeflogen und hätte mir nur im Notfall geholfen). Mein absoluter Favorit waren die Saltos. Nebst dem Springen musste ich meinen Schirm immer selbst packen. Anfangs bekam ich viel Hilfe, jedoch gegen Ende der Woche habe ich bereits die Packprüfung machen können, wo ich innerhalb von 30 Minuten meinen Schirm packen musste.
Nun hatte ich den AFF-Kurs erfolgreich gemeistert. Es folgte mein erster Solo-Sprung als Schüler. Ich habe noch ca. 40 Sprünge vor mir bis ich die Lizenz bekommen kann. Ich habe also noch einen Schülerstatus, wo ich verschiedenste Aufgaben bekomme und immer wieder eine Prüfung absolvieren muss und mein Erlerntes geprüft wird. Kaum aus der Lehre und aus der Schule, bin ich bereits wieder ein Schüler.
Mein Fazit von der Woche ist, dass ich mich definitiv richtig entschieden hatte diesen Kurs zu machen. Auch wenn einige Pannen passierten, wie beispielsweise als ich eine Feldlandung machen musste, da ich die Landewiese nicht getroffen habe. Dabei deckte ich eine alte Dame mit meinem Schirm zu. Solange man alles mit Humor nimmt, gehören Fehler nun mal zum Lernen dazu. Es war immer eine super Stimmung auf dem Flugplatz. Ich hatte meinen Spass und meine Dosis von Adrenalin. Ein Erlebnis das ich nie vergessen werde!

PS: Wenn du dich nicht gleich getraust einen Fallschirmsprung zu machen, man kann sehr günstig in einem 20 Minuten Flug zusammen mit den Fallschirmspringern neben dem Pilot im Flugzeug mitfliegen. Interesse geweckt? Dann melde dich über das Kontaktformular.
Mehr Bilder von meinem Kurs sind in der Galerie ersichtlich.
Link zu meinem Sprungort (Quelle):
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